„Freut euch im Herrn zu jeder Zeit! Noch einmal sage ich euch: Freut euch! Denn der Herr ist nahe!“ sagte Pfarrer Peter Häusler am 3. Adventssonntag beim Eröffnungsvers. Bereits eingangs hatte er alle Gläubigen herzlich zum Gottesdienst begrüßt und an „Gaudete – Freut euch“ erinnert. Unter dieser Überschrift steht seit alter Zeit der dritte Adventssonntag. „Und deshalb hat das Messgewand heute auch eine hellere Farbe“ erklärte Pfarrer Peter Häusler. Aber in diesem Jahr wolle auch im Gottesdienst keine so rechte Freude aufkommen wegen der aktuellen Corona-Beschränkungen. „Seit vergangenen Mittwoch gilt ja wieder die Maskenpflicht bei den Gottesdiensten und Gesang ist verboten. Und da soll noch Freude aufkommen – vor allem dann an Weihnachten???“ fragte er kritisch. Trotzdem ruft uns heute der Hl. Paulus zu: „Freut euch im Herrn zu jeder Zeit! Noch einmal sage ich euch: Freut euch! Denn der Herr ist nahe!“ Kaum zu glauben: Diese aufmunternden Worte schrieb der Apostel Paulus im Gefängnis, an einem Ort höchster körperlicher und geistiger Bedrängnis. Doch Paulus ist auch in dieser Situation geprägt von der adventlichen Haltung: Der Herr ist nahe. „Gott ist auch uns jetzt nahe,wenn wir sein Wort hören, wenn Jesus Christus zu uns kommt im Brot des Lebens, wenn wir still werden und uns seiner Gegenwart bewusst werden. Auf seine Nähe wollen wir uns jetzt einstellen und daraus Mut und Freude für unseren Alltag gewinnen“ betonte Pfarrer Peter Häusler.
Auch die Predigt schlug die Brücke zum „Gaudete – Freut euch“ und die Worte des Apostels Paulus an seine Gemeinden. „Freut euch!“ – Paulus sagt das auch zu uns. Die Adventszeit wird zwar als die kleine Fastenzeit bezeichnet, aber sie ist ja keine bedrückende Bußzeit. Sie ist eine Zeit freudiger Erwartung. Sie ermutigt uns zur Zuversicht, dass der Herr kommt. Seine Herrlichkeit wird aufleuchten und die Welt retten, heißt es in der Heiligen Schrift. Aus dieser Hoffnung heraus leben die Christen seit 2000 Jahren. Und diese Hoffnung ist auch uns heute zugesagt. „Freut euch!“ – ein gewaltiges Wort, wenn wir so in unsere Welt hineinschauen. Eigentlich sogar eine Provokation, wenn wir sehen, wie viel Angst und Dunkelheit es zur Zeit in den Herzen der Menschen gibt. Noch immer gibt es Kriege, Gewalt und Terror. Hunderttausende haben keine Heimat und leiden an Hunger und Elend. Unzählige Menschen in unserem Land suchen Arbeit, Jugendliche haben keinen Ausbildungsplatz. Viele fürchten um die Zukunft der Renten. Zerrissenheit zieht sich durch viele Familien. Und natürlich das allgegenwärtige Thema dieser Tage: Verunsicherung und Angst vor Corona! Gibt es da noch irgendeinen Grund zu echter Freude??? Eigentlich müsste uns angst und bange werden. Doch Paulus ermutigt uns. Seine Worte sind knapp und eindeutig: „Freut euch!“ Das ist keine billige Aufforderung, die Augen vor der Wirklichkeit zu verschließen, um in einen oberflächlichen Jubel auszubrechen. Das ist auch keine Beschönigung der harten Wirklichkeit. Dazu gibt es wahrlich keinen Grund. Es ist vielmehr die Einladung, die Welt nicht allein mit menschlichen Augen zu sehen und mit dem Maß menschlicher Logik zu vermessen, sondern sich eine neue Hoffnung von Gott schenken zu lassen. Wer sich ihm und seinem Geist im Gebet öffnet, der kann erfahren, dass die Rettung und Erlösung der Welt nicht allein und in erster Linie vom Menschen abhängt. Nicht wir müssen aus eigener Kraft die Welt heil machen und unser Lebensglück gestalten. Wir dürfen Gott vertrauen, dass er das Leben und die Welt verändert. „Freut euch!“ – das ist die Zusage, dass Gott nahe ist und sich der Not der Welt nicht verschließt. Es ist den Menschen von jeher schwer gefallen, an die befreiende Zuwendung Gottes zu glauben, sie zu durchschauen und ihm und seiner Vorsehung zu vertrauen. Auch das Volk Israel brauchte immer wieder die ermutigenden Worte der Propheten, um nicht zu verzweifeln. Und selbst Johannes der Täufer, der Jesus als kommenden Retter angekündigt hat, bekam Zweifel an seiner Botschaft, als er im Gefängnis saß. Durch seine Jünger ließ er Jesus fragen: „Bist du der, der kommen soll, oder müssen wir auf einen anderen warten?“ Aber immer wieder hat Gott bewiesen, dass er zu seiner Zusage steht und die Menschen aus ihrer Not errettet. Gerade das Volk Israel ist ein hervorragender Zeuge von der Huld und Bundestreue Gottes. Gott hat wahr gemacht, was er durch die Visionen des Jesaja verkünden ließ: „Man wird die Herrlichkeit des Herrn sehen, die Pracht unseres Gottes.“ Er hat Israel aus der Zwangsherrschaft befreit. Er hat es aus Babylon herausgeführt und heimkehren lassen nach Zion und ihm so Anlass zum Jubel gegeben. Gerade in den dunklen Stunden des Lebens und in den Situationen, in denen es wenig Hoffnung zu geben scheint, bietet Gott seine Nähe und Rettung an. Das gilt auch für unsere Zeit. In vielen kleinen Zeichen spricht Gott zu uns. Wir müssen nur lernen, sie zu sehen und zu hören. Wie viele Kranke geben davon Zeugnis, die darum wissen, dass sie nicht wieder gesund werden, und dennoch Freude und Zuversicht ausstrahlen. Gerade ihr Zeugnis zeigt: Gott kommt, er ist uns nah. Um diese Erfahrung zu machen, braucht es Geduld. Die Finsternis wandelt sich oft nur langsam in Licht. Das Ewige scheint ein anderes Zeitmaß zu haben als unsere Terminkalender. Aber die Zusage Gottes gilt: Durch seinen Sohn ist endgültig und unwiderruflich sein Licht in die Welt gekommen. Und wer sich von diesem Licht entzünden lässt, der wird selbst zum Licht für andere. Wagen wir es, adventliche Menschen zu sein, wagen wir es, uns von Gott eine neue Hoffnung schenken zu lassen. Haben wir nicht so viel Angst und mehr Vertrauen zu Gott und seiner Vorsehung. Dann wird er unser Leben, unsere Lebenseinstellung, verändern und durch uns die Welt. Dann können wir zuversichtlich in die Zukunft blicken, – trotz allem Leid und Elend in der Welt und in unserem eigenen Leben – und wieder neu auf Gott vertrauen. Das ist die große Hoffnung in diesen adventlichen Tagen. AMEN.
Gaudete – Freut euch. Die dritte Kerze brennt am Adventskranz. (Foto: Irmgard Hilmer)
Sehet die dritte Kerze brennt. Die Gottesdienstbesucher haben die neuen Regeln umgesetzt und tragen Mund-Nase-Masken. (Fotos: Irmgard Hilmer)
Zwei Brüder ministrieren – das erleichtert das Einhalten der Abstandsregeln. Und Pfarrer Peter Häusler trägt – wie immer – die passende Mund-Nasen-Maske zur liturgischen Farbe am Gaudete-Sonntag. (Fotos: Irmgard Hilmer)