Viele aus unserer Pfarrgemeinde kamen am Fronleichnamstag um 8.30 Uhr in unsere Pfarrkirche. Sie alle legten ein lebendiges Zeichen ihres Glaubens ab. Beim Gottesdienst zitierte Pfarrer Hans-Jürgen Koller in seiner Predigt das alte Sprichwort „In der Not schmeckt die Wurst auch ohne Brot“. Und gab offen zu, dass die Bedeutung des „Brotes“ im Alltag des Lebens manchmal in Vergessenheit gerät und es auch oft in der Kirche vergessen wird. Mit diesen Worten versuchte er, die Bedeutung der Eucharistie für uns Christen darzulegen. „Was wäre dieser Festtag ohne das eucharistische Brot? Was wäre unsere Kirchen ohne?“ fragte er seine Zuhörer. Jesus Christus ist unsere Mitte und alles dreht sich um ihn. Vieles lenke aber die Christen heute von der Mitte Jesus Christus ab. Das reine Funktionieren einer Pfarrgemeinde lasse Jesus Christus oft in den Hintergrund geraten. „Kirche, Pfarrgemeinde, und was die für eine Bedeutung für mich haben soll, das ist für viele zu einem großen Fragezeichen geworden“ resümierte Koller und meinte, dass Gott oft zur Frage geworden ist. Er rief die Pfarrgemeinde auf, das Brot unseres Glaubens, das Grundnahrungsmittel Jesus Christus ganz bewusst in der Glaubenspraxis wieder in den Mittelpunkt zu stellen. Und zwar in allen Bereichen. Abschließend resümierte Pfarrer Koller, dass sich die Pfarrgemeinde um Jesus-Christi-Willen treffen und sich um ihn versammeln muss. Weil er uns etwas bedeute, deshalb lohne es sich, sich in seiner Kirche zu engagieren. In diesem Sinne solle heute „demonstriert“ werden, demonstrare – sich zeigen. Zeigen, dass uns das Brot des Lebens, dass uns Christus im persönlichen Leben, im Leben der Pfarrgemeinde etwas bedeutet. Musikalisch gestaltete unser Kirchenchor Atting-Perkam unter der Leitung von Heinrich Reif und die Bläserfreunde Rain unter der Leitung von Alfred Ratz den Gottesdienst und auch anschließend die Prozession.
Nach dem Gottesdienst formierte sich ein langer Prozessionszug. Kein Fest gilt als so typisch katholisch wie Fronleichnam. Und bei keinem anderem Fest wird offensichtlich so viel Zeit und Energie in Rituale und Bräuche investiert. Traditionell trug Pfarrer Hans-Jürgen Koller „unter dem Himmel“ das Allerheiligste in der Monstranz hinaus auf die Straße durch die Ortschaft. An den vier Altären wurden themenorientierte Gebete und Texte gesprochen, mit einführenden Worten auf das Leben in der Welt geschaut, es wurden Lieder gesungen, das Evangelium verkündet, Fürbitten gebetet und der eucharistische Segen für das Dorf und seine Bewohner erteilt. Den „Himmel“ – so nennt man bei uns in Bayern den wertvollen Brokatstoff, der an vier kunstvoll verzierten Stangen befestigt, bei der Prozession wie ein Baldachin getragen wird. Begleitet von zwei Laternenträgern. Diese Aufgabe des „Himmel- und Laternentragens“ übernehmen traditionsgemäß jeweils zwei Feuerwehrmänner aus den Feuerwehren Atting, Rinkam und Wiesendorf-Bergstorf. Der gesamten Prozession voran ist das Kreuz Jesus Christi – als Zeichen der Nachfolge – von Ministranten getragen worden. Die Prozession mit den Vereinen der Pfarrgemeinde, mit dem Kirchenchor Maria Himmelfahrt Atting-Perkam, den Bläserfreunden Rain, den Erstkommunionkindern, dem liturgischen Dienst und den Lektorinnen, dem Pfarrgemeinderat und der Kirchenverwaltung, Bürgermeister und Gemeinderat sowie den Kindern, Frauen und Männern führte in das Untere Dorf. Die Hauptstraße war wunderbar geschmückt: Fichtenzweigerl mit gelb-weißen Krepppapier an den Zäunen, sowie Birken und weiß-blauen oder weiß-gelben Fahnen. Herrlich geschmückte Altäre, teilweise mit kunstvoll gelegten Blumenteppichen waren die Stationen bei Familie Schreyer, bei Familie Lehner, beim Missionskreuz (Familie Stadler) und beim Kriegerdenkmal (Familie Hilmer Rinkam). Abgeschlossen wurde die Fronleichnamsprozession 2015 mit dem Te Deum, dem gemeinsamen „Großer Gott wir loben dich“.
Stichwort Fronleichnam
Das Fest Fronleichnam ist im 13. Jahrhundert entstanden und wird noch heute gepflegt. Genau wie Christi Himmelfahrt wird es immer an einem Donnerstag gefeiert, nämlich zehn Tage nach Pfingsten. Fronleichnam ist das „Hochfest des Leibes und Blutes Christi“. Es steht in engem Zusammenhang mit der Einsetzung der Eucharistie am Gründonnerstag durch Jesus. Darin nimmt Jesus seinen Kreuzestod und seine Auferstehung vorweg, die für die Menschen geschehen. An Fronleichnam geht es insbesondere darum, dass Jesus in Brot und Wein gegenwärtig ist. Aus diesem Grund ehren die Katholiken Gottes Gegenwart im Heiligen Brot auf besondere Weise.
Wie es Tradition ist finden nach der Heiligen Messe große Fronleichnamsprozessionen statt, zu denen die Pfarrgemeinden einladen. Der Leib Christi in Gestalt der Hostie wird vom Priester in der Monstranz, einem kostbaren Zeigegefäß für den Leib des Herrn, durch die Straßen getragen. Damit machen die Katholiken auch das Bekenntnis ihres eigenen Glaubens öffentlich. Von der großen Hostie erwarten die Menschen Segen für Mensch und Flur.
Was hast du dir auf die Fahnen geschrieben?“, so lautet manchmal eine blumig formulierte Frage an jemanden, dessen Interesse und Absichten man kennen lernen möchte. Fahnenschmuck wird in der katholischen Kirche häufig verwendet: die Fahnen der unterschiedlichen Vereine und Verbände, der Kirchenschmuck an Festtagen, die Beflaggung der Straßen am Fronleichnamstag. Sich der ‚Sache Jesu’ anzunehmen, das hat die Kirche sich ‚auf die Fahnen geschrieben’: einzutreten für eine Welt, in der Liebe, Gerechtigkeit und Achtung der Menschenwürde im Vordergrund stehen. Dafür gehen die Gläubigen am Fronleichnamstag auf die Straßen. Um in alle Himmelsrichtungen hinein wachzurufen: Gott ist da in dieser Welt!
Stichwort Fronleichnam und ein Vergelts Gott für die vielen Dienste dabei
Pfarrer Hans-Jürgen Koller hat am Ende des Gottesdienstes und auch nocheinmal am Ende der Prozession am letzten Altar ein DANKESCHÖN an alle gesprochen, die das Fronleichnamsfest unterstützt und begleitet haben. Es war bei grandiosem Wetter ein wunderschönes und verbindendes Erlebnis! Es ist unmöglich, ALLE Dienste vollständig aufzuzählen, aber ich möchte zum Nachdenken anregen und zumindest auf einige Handgriffe hinweisen: es werden Birken im Wald geholt, die Straßen gekehrt, die Fahnen gehisst, die Häuser und Zäune geschmückt. Sänger und Sängerinnen sowie Instrumentalisten proben bereits im Vorfeld und sind dann am Festtag mit dabei. Es macht sich aber schon lange vorher auch jemand Gedanken was an so einem Festtag gesungen und gespielt werden soll. Viele Handgriffe rund um die Kirche sind von Mesner/Mesnerin, von Gärtner/ Gärtnerin und von der Putzfrau notwendig. Für den Blumenschmuck in der Kirche will gesorgt sein und das ist „nicht nur“ schnell mal hingestellt, sondern braucht Gedanken, nach dem was und wie und woher. Ebenso geht es auch den Familien beim Vorbereiten der Altäre: Tisch, Altardecken, Kreuz, Blumenschmuck, Kerzen, Teppich, Gebetsschemel usw. Die schönen Blumenteppiche machen sich auch nicht von alleine: nach der Motivwahl steht die Überlegung nach den passenden Blumen an. Wie dankbar ist man da, wenn man nach vorsichtiger Anfrage ein „Ja“ von einem Gartenbesitzer/Gartenbesitzerin bekommt für Blüten und Rasen. Kleine und große Hände sind nötig und willkommen zum Mähen, Pflücken, Schneiden und Legen. Dankbar dürfen wir auch sein für die Dienste des Vorbeters und des Lautsprecherträgers bei der Prozession, für die Dienste der Lektorinnen und unserer Ministranten/Ministrantinnen, egal ob beim Gottesdienst, unterwegs mit dem Kreuz voranmarschieren, die Kerzen an den Altären entzünden oder aufmerksam auf ihren Einsatz warten um beim richtigen Stichwort mit den Glöckchen zu läuten. Was wäre Fronleichnam ohne die Beteiligung unserer Vereine: auch da gibt es in jedem Verein Menschen, die zusätzlich zu ihrem eigenen Mitgehen andere zum Mitgehen einladen und informieren, die die Fahne holen, herrichten und tragen. Danke allen Frauen und Männern, die mitgehen, besonders den Müttern und Vätern, die ihre Kinder mitnehmen, ihnen Blumen oder Blumenkörbchen zum Streuen vorbereiten und so das Brauchtumsfest mit großer Tradition „mit-weiter-geben“. Nicht zuletzt ein Dankeschön an unseren Herrn Pfarrer Hans-Jürgen Koller, der neben der gesamten liturgischen Gestaltung, der Predigtvorbereitung, der Gestaltung der Texte bei den Altären auch die körperliche Anstrengung des Monstranztragens zu leisten hatte. Ein besonderer Dank und aufrichtiges „Vergelts Gott“ für die vielen Dienste und Handgriffe in all den vielen Jahren gilt zum Abschluss der Familie Hans und Helga Fuchs. Sie haben 48 Jahre lang treu und zuverlässig für den Fronleichnamsaltar, aber auch an Christi Himmelfahrt und an Maria Himmelfahrt für die Altargestaltung am Kriegerdenkmal gesorgt. Absolut verständlich, dass sie nach fast einem halben Jahrhundert diese Verantwortung nun abgeben wollten und für Nachfolge gesorgt haben.