Feier der Osternacht in Atting

In unserer Pfarrei folgten viele Gläubige der Einladung von Pfarrer Peter Häusler zur Osternacht am Samstag um 20.30 Uhr in die Pfarrkirche Atting. Die Osternacht wird auch „die Nacht der Nächte“ genannt und sie ist durch das Osterfeuer, das Osterwasser, die vielen Texte und die ganz besonderen Gesänge auch ein liturgisches Gesamtwerk. Etwas Einzigartiges im Kirchenjahr – etwas ganz Ergreifendes! Die Osternacht feiert das Leben. Ihre Liturgie besteht aus vier Teilen: Lichtfeier, Wortgottesdienst, Tauffeier und Eucharistiefeier.

 

 

Das Feuer erinnert an die Feuersäule, die beim Auszug aus Ägypten vor dem Volk Israel herzog (Exodus 13,21). Aber im Innersten hat es natürlich den Sinn, dass an diesem Feuer die Osterkerze entzündet wird. Wie bei jedem Segnen einer Sache gilt das Gebet eigentlich den Menschen: „Segne dieses neue Feuer, das die Nacht erhellt, und entflamme in uns die Sehnsucht nach dir, dem unvergänglichen Licht“ sagte Pfarrer Peter Häusler bei der Segnung.

Die Osterkerze hat ihren Ursprung in dem frühchristlichen Brauch, die Nachtfeier durch Kerzen zu erhellen. Neben der schlichten Notwendigkeit von Kerzenlicht sah man in den Kerzen auch den aus der Todesnacht auferweckten Christus symbolisiert – so dass sich aus vielen Kerzen mit der Zeit eine Christus-Kerze, unsere Osterkerze, entwickelte. Entsprechend ist die Kerze geschmückt mit dem Kreuz als Heilszeichen, den Buchstaben Alpha und Omega – Christus, gestern und heute, Anfang und Ende -. Nicht fehlen dürfen die Jahreszahlen, denn „Sein ist die Zeit und die Ewigkeit“ sowie die fünf Wachsnägeln für die Wundmale, die uns daran erinnern: „Durch seine heiligen Wunden … behüte und bewahre uns Christus, der Herr“. Beim Entzünden der Osterkerze sagte Pfarrer Häusler: „Christus ist glorreich auferstanden vom Tod. Sein Licht vertreibe das Dunkel der Herzen.“ Bei unserer Osterkerze in Atting (ebenso auch in Rain) ist in diesem Jahr der Schmetterling die Besonderheit – angepasst an die Predigt, in der es auch um den Schmetterling als Sinnbild der Verwandlung vom Tod zum Leben ging.

 

Es war wieder ein eindrückliches Erlebnis, als die Osterkerze in die dunkle Kirche hineingetragen wurde. Pfarrer Peter Häusler trug die Osterkerze, das „Lumen Christi“, das „Licht Christi“ in die finstere Kirche und sang dabei dreimal den Ruf „Lumen Christi“. Das Volk antwortete mit „Deo gratias“. Durch die Ministranten und Ministrantinnen wurden schrittweise von hinten her die kleinen Osterkerzen der Gläubigen entzündet. So wurde nicht nur die Pfarrkirche immer heller, sondern man begriff, sah und spürte:  Alle haben Anteil am Licht der Auferstehung. Spürbar auch der Satz Jesu aus dem Johannesevangelium: „Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, wird nicht in der Finsternis gehen, sondern er wird das Licht des Lebens haben“ (Johannes 8,12). Klarer kann nicht sein, was die Osterkerze ist: ein Symbol für Christus selbst. Als solche wird sie verehrt, etwa durch Weihrauch. Diese Beweihräucherung war Teil der weiteren Handlung von Pfarrer Peter Häusler, als er die Osterkerze auf ihrem wunderschön geschmückten Platz im Blick der Gemeinde aufgestellt hatte.

Das Exultet, das Osterlob ist der feierlichste Gesang des gesamten Kirchenjahres. Vorgetragen wurde es von Pfarrer Peter Häusler. In hymnischer Form preist das Lied die Erlösungstat Christi, die die gesamte Weltgeschichte umfasst. „Dies ist die Nacht“, heißt es immer wieder. Nicht nur die Nacht, „in der Christus die Ketten des Todes zerbrach“, sondern gleichzeitig die Nacht, in der „Adams Schuld bezahlt“ wird, die Nacht, in der Gott „unsere Väter, die Söhne Israels, aus Ägypten befreit“, die Nacht, die „reinigt von Schuld“ und den Trauernden Freude schenkt. Es ist die Nacht der Nächte, die alles neu macht, die die Heils- und Weltgeschichte verändert.

Der zweite Teil des Exultet besingt die Osterkerze, das „Abendopfer“ und die „festliche Gabe“ der Kirche. Zweimal werden die Bienen genannt, die den „köstlichen Wachs“ bereitet haben, mehrfach das Symbol des Lichts, das „das Dunkel der Nacht vertreibt“ und leuchtet, „bis der Morgenstern erscheint, jener wahre Morgenstern, der in Ewigkeit nicht untergeht“.

Mit dem Exultet endet die Lichtfeier, der Wortgottesdienst beginnt – unsere Pfarrkirche immer noch nur durch den Schein der Kerzen erhellt. Und der Wortgottesdienst ist nicht nur wegen dem Schein der Kerzen und der vielen Lesungen ungewöhnlich. Die Lesungen zeigen das, was auch das Exultet schon besungen hat: Die gesamte Weltgeschichte und vor allem die Geschichte Gottes mit seinem Volk Israel zielt auf genau diese eine Nacht. Wem die Lesungen zu lange dauerten, dem sei gesagt, dass früher sieben Lesungen aus dem Alten Testament vorgetragen wurden. In der Osternacht in Atting trugen Michaela Häusler, Bärbel Hilmer und Barbara Häusler als Lektorinnen die Berichte aus der Heiligen Schrift vor. Die Schöpfungserzählung. „Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde“ vor. In ihr hörten die Gläubigen die Erschaffung der Erde und dass Gott bereits damals das Heil für seine Schöpfung schon im Sinn hatte. Dann folgte der Durchzug durch das Rote Meer (Exodus 14,15–15,1), der wegen seines Charakters als Vorausbild für die Rettung immer gelesen wird. „Einst hast du Israel aus der Knechtschaft des Pharao befreit, nun führst du alle Völker durch das Wasser der Taufe zur Freiheit“, heißt es in dem zusammenfassenden Gebet. Als dritte alttestamentliche Lesung kam die Verheißung des Propheten Ezechiel: „Ich nehme das Herz von Stein aus eurer Brust und gebe euch ein Herz aus Fleisch … Ihr werdet mein Volk sein und ich werde euer Gott sein“ (Ezechiel 36, 26–28).

Nach der letzten alttestamentlichen Lesung wurde es laut und feierlich: Jetzt erklang das Gloria, der Lobgesang auf Gott. Das Licht ging an, die Altarkerzen wurden entzündet, die Glocken geläutet, brausendes Orgelvorspiel erklang zum jubelnden Gloria, das seit Beginn der Fastenzeit verstummt war. Dann wurde der Verlauf wie gewohnt: Das Tagesgebet schloss sich an, dann die neutestamentliche Lesung aus dem Römerbrief (6,3–11), eine der ältesten Taufkatechesen der Christenheit: „Wisst ihr denn nicht, dass wir alle, die wir auf Christus Jesus getauft wurden, auf seinen Tod getauft worden sind?“

Und dann erklang es wieder, das sechs Wochen verstummt war: das Halleluja, der Jubelruf, der die Verkündigung des Evangeliums einleitet und umrahmt. Festlich war es, machtvoll: Halleluja, der Herr ist wahrhaft auferstanden. Pfarrer Peter Häusler verkündete anschließend das Evangelium von der Auferstehung.

In seiner Predigt blickte Pfarrer Peter Häusler auf das Schmetterlingsreliquiar, das bei der Restaurierung eines gotischen Kruzifixes aus dem ehemaligen Schottenkloster in Regensburg entdeckt wurde. Es war im Hinterkopf der Figur des Gekreuzigten in einem Hohlraum untergebracht. Die feuervergoldete Emailarbeit in Schmetterlingsform zeigt die Kreuzigung Christi mit Maria und Johannes. Bereits im Altertum und in der Zeit der frühen Christen war der Schmetterling Sinnbild der Verwandlung vom Tod zum Leben. Christus, der die Erfahrung der Dunkelheit gemacht hat bis hin zum gewaltsamen Tod am Kreuz, konnte die Grenzen des Todes durchbrechen und wurde von Gott zu neuem Leben erweckt. Der Prediger ließ aber auch die Auferweckungsberichte aus dem Neuen Testament kurz Revue passieren, als Jesus seinen Freund Lazarus, die Tochter des Jairus und den Jüngling von Nain von den Toten auferweckte. Sie ließen sich wandeln, waren offen für Neues, für mehr Leben. So wie die Schmetterlingsraupe und -puppe dazu bestimmt sind, aus dem Dunkel herauszutreten, sich zur Entfaltung zu bringen, so sind auch wir berufen, uns zu entfalten mit all den Möglichkeiten, die in uns stecken. Pfarrer Peter Häusler resümierte mit Blick auf das Schmetterlingsreliquiar, dass der Künstler durch das Einsetzen dieses Reliquiar in die Figur des Kreuzes bereits einen Hinweis auf „die Auferstehung im Hinterkopf“ gegeben hat.  Den Gläubigen wünschte auch er das Umkehren und sich Wandeln lassen von der göttlichen Freiheit.

Die von Kantorin Teresa Häusler gesungene Heiligenlitanei eröffnete die Tauffeier mit Weihe des Taufwasser. Hierzu stand der Weihwasserkessel am rechten Seitenaltar, an dem immer noch das blumengeschmückte Heilige Grab aufgebaut war. Pfarrer Peter Häusler drehte sich nach der Segnung des Taufwasser zur Gemeinde, die ihren Glauben bekannte. Anschließend ging Pfarrer Häusler mit dem Wasserkessel und dem sogenannten Aspergill durch die Reihen um alle mit dem Taufwasser zu besprengen. Die Gemeindemitglieder bekreuzigten sich und erneuerten ihre Taufe.

Nach der Tauffeier und den Fürbitten folgte der vierte Teil der Osternacht, die Eucharistiefeier. In der Eucharistiefeier wurde Gott Dank gesagt und das neue Leben in Christus gefeiert. Vor dem Schlusssegen wurden die mitgebrachten Speisen (Brot, Eier, Fleisch) gesegnet und daran erinnert, dass Jesus nach seiner Auferstehung seinen Jüngern erschienen ist und mit ihnen gegessen hat. Am Ende des festlichen Gottesdienstes dankte Pfarrer Peter Häusler allen Mitwirkenden sowie allen Helfern für das Schmücken der Kirche.

Die fogende Bildergalerie zeigt den herrlichen Blumenschmuck und die wunderbare Osterkerze, auf der sich auch der Schmetterling aus der Predigt wiederfindet. Eine frohe und gesegnete Osterzeit in den kommenden 50 Tagen wünscht allen Lesern Irmgard Hilmer

Weitere Bilder unterschiedlicher Fotografen von den Osterfeierlichkeiten bzw. dem Osterschmuck in der Pfarrgemeinde Atting/Rain finden Sie auch auf der Facebook-Seite der Pfarrgemeinde unter: https://www.facebook.com/PfarreiAttingRain/