„Worte des Lebens im Garten des Pfarrers“ erlebten 38 Ausflüger aus Atting, Rain, Rinkam und Wiesendorf-Bergstorf beim Pfarrausflug. Sie alle – darunter Pfarrer Hans-Jürgen Koller, Bürgermeisterin Anita Bogner (Rain) und stellvertretende Bürgermeisterin Cornelia Gradl (Atting) hatten die gemeinsame Einladung von Pfarrgemeinderat Atting und Expositurgemeinderat Rain in Zusammenarbeit mit der KEB (Katholische Erwachsenenbildung) angenommen und sich auf dem Weg zum meditativen Bibelweg mit 38 bunten Glastafeln gemacht. Organisatorin Irmgard Hilmer vom Sachausschuss Öffentlichkeitsarbeit erklärte bereits im Bus einige Details: Der Bibelweg führt in Kollnburg vom Friedhof zum Pfarrgarten bei der Burg. Ruhe finden, sich aus der Hektik des Alltags ausklinken und sich ein bisschen Zeit nehmen für sich selbst, dazu lädt der Pfarrgartenweg in Kollnburg (Nähe Viechtach) mit seinen gläsernen Meditationstafeln ein. „Worte des Lebens“ werden dabei dem Wanderer zugesagt und gleichzeitig Auge und Seele angesprochen. 38 Tafeln aus Glas mit Zitaten aus der Heiligen Schrift zieren den meditativen Bibelweg, der aus einer Idee von Pfarrer Josef Renner entstand. Der Pfarrgemeinderatssprecher von Kollnburg, Herr Wittenzellner, begann die Führung für Pfarrer Hans-Jürgen Koller und seine Mitreisenden im Friedhof. Dort erzählte er, wie der Bibelgarten seinen Anfang nahm: Begonnen hat alles mit der Umgestaltung des Priestergrabes auf dem Waldfriedhof in Kollnburg. „Mir war auf unserem Friedhof einfach immer zu wenig Auferstehung zu spüren“ war das Problem des damaligen Pfarrers Dekan Josef Renner mit Blick auf die dunklen Grabsteine hin. Das neue Priestergrab ordnet sich nicht in die Monotonie herkömmlicher Grabsteine ein, sondern besticht durch helle und freundliche Farben aus durchscheinendem Glas. „Der bunte Regenbogen erinnert an den Bund mit Gott, mit dem wir durch die Taufe verbunden sind“, so erläuterte Wittenzellner. Gleichzeitig kann der Regenbogen aber auch als das Tor zur Ewigkeit gedeutet werden. Im Mittelpunkt steht das irische Kreuz in seiner Farbenpracht mit dem schlichten Worten: „Diener Christi“. „Das Grabdenkmal soll den Betrachter dazu provozieren, über den Tod hinauszuschauen und Christus als das Licht der Welt zu erkennen, das die Dunkelheit des Todes überwindet“. Zwei bunte Glasplatten mit Versen aus dem Römerbrief und dem Johannesevangelium vervollständigen das Grabmal. „Und diese Platten waren bei der ersten Produktion zu groß geraten“ erzählte Wittenzellner. Da sei Dekan Renner die Idee gekommen, diese „übriggebliebenen“ Glasplatten im wenige hundert Meter entfernten Pfarrgarten aufzustellen. Überrascht sei dieser gewesen, welche Wirkung dies auf die Gläubigen in der Umgebung hatte: im Nu waren zwanzig Leute aus sechs Pfarreien und drei Konfessionen bereit, Tafeln für den ökumenischen Bibelgarten „Worte des Lebens“ zu spendieren. „Unserer Pfarrei entstanden dadurch überhaupt keine Kosten“ betonte Wittenzellner. Vielmehr hätten sich die verschiedenen Personen ihre Lieblingsbibelstellen ausgesucht und nach ihren Vorstellungen durch einen Glaskünstler der Firma Weinfurtner Arnbruck anfertigen lassen. Und dieser führte die Arbeiten kostenlos aus mit der Bedingung, dass eine Spende an die „Pfarrer-Josef-Renner-Missionsstiftung“ einbezahlt wird. Die Bepflanzung und die Pflege rund um die Tafeln darf der Stifter selber übernehmen. So finden sich von Salbei über Oregano und Minze noch viele andere reich blühende und duftende Kräuter, aber auch Kletterrosen oder schlichte Hauswurzen. Immer wieder stehen auch Ruhebänke im Gelände, die ebenfalls durch Sponsoren aufgestellt wurden. Dort können sich Besucher niedersetzen und die Bibelsprüche auf sich wirken lassen. Mittlerweile sind übrigens bereits 38 Glastafeln zu besichtigen. Zu jeder der rund 2 Meter hohen und zentnerschweren Meditationstafel gibt es eine Geschichte. Da hat sich eine ältere Frau eingebracht, die Hilfe von Gott erfahren hat oder der Frauenbund mit dem Vers „Bei Gott allein kommt meine Seele zur Ruhe“. Sinnigerweise hat sich ein Elektriker mit dem Psalm 27 „Der Herr ist mein Licht und mein Heil. Der Herr ist die Kraft meines Lebens“ einen Platz im Meditationsgarten gesichert. Fasziniert ist der Pfarrgemeinderatssprecher vom Einbringen der Leute, vom großartigen Miteinander bei dieser Anlage, die an Ostern 2008 gestartet ist. Zu Zeiten von Dekan Renner gab es sechs Bibelkreise. „Auch heute noch stehen die Leute voll hinter unserem Bibelgarten“, so Wittenzellner, allerdings wäre es schön, wenn auch mehr „Hand anlegen würden“. Seit Pfarrer Renner seinen „Unruhestand“ in Ghana verbringt ist Wittenzellner gerne bereit, Führungen für Gruppen oder auch Einzelpersonen zu halten. An markanten Plätzen in Kollnburg weisen Glastafeln und Glaskugeln den Weg zu den „Worten des Lebens“. Stolz ist die Pfarrei Kollnburg auf die Bewertung „Unser Dorf soll schöner werden“, bei dem Kollnburg die Silbermedaille bekam und in der Begründung ausdrücklich der herrlich angelegte Pfarrgarten erwähnt wurde. Tatsächlich wird der Garten von vielen Bayerwald-Urlaubern gerne besucht. Bereits 1992 hatte Pfarrer Renner den Pfarrgarten unterhalb des Pfarrhofes für die Bevölkerung geöffnet. Im Rahmen der Dorferneuerung wurde ein Naherholungsweg am Burgberg entlang bis hinauf in den Burghof angelegt – der heutige Pfarrgartenweg. So wie die Ausflügler aus der Pfarrei Atting und Expositur Rain sind alle Interessierten eingeladen, diese Oase zum Nachdenken und Meditieren zu nutzen. Abgeschlossen wurde die offizielle Führung mit einer kleinen Andacht in der Pfarrkirche zur Heiligsten Dreifaltigkeit. Gleich nebenan beim Burgwirt gab es kulinarisches: Süßes für die „Gschleckerten“ und Brotzeiten für die „Deftigen“. Viele nutzen auch die verbleibende Zeit zu einem Spaziergang auf den Burgturm, von dem aus sich ein herrlicher Ausblick über den Bayerischen Wald eröffnete. Ein schöner sonniger Nachmittag wurde mit der Heimreise beendet. Und was man so hörte, hat allen Teilnehmern die Informations- und Ausflugsfahrt gut gefallen.