Im Anschluss an den Gottesdienst zogen alle gemeinsam – die Feuerwehr mit der Fahne voran – zum Feuerwehrgerätehaus. Dort war bereits von fleißigen Händen alles für ein gemütliches Beisammensein mit Grillschmankerl und kühlen Getränken vorbereitet worden. Als es zu dämmern begann, wurde durch Pfarrer Peter Häusler das Johannifeier gesegnet, das durch Kommandant Klaus Hilmer entzündet worden war. Als besonderen Gast hatte Pfarrer Peter Häusler bereits in der Kirche den Missionar Pfarrer Josef Renner begrüßt, der zur Zeit auf Heimaturlaub aus dem westafrikanischen Ghana angereist ist.
Johannes der Täufer: Eine Lichtgestalt
Die Kirche feiert den Johannistag ganz bewusst genau sechs Monate vor Heiligabend. Denn die Lebensgeschichte Jesu und die von Johannes dem Täufer werden bereits im Lukasevangelium ganz eng miteinander verwoben.
Im Lukasevangelium nimmt die Geschichte der Geburt Johannes‘ des Täufers einen großen Raum ein. Die Lebensgeschichte Jesu und die des Johannes werden eng miteinander verwoben. In der Geburtsgeschichte des Johannes befinden sich auch zwei Lobgesänge (das „Benedictus“, das den Lobpreis über die Geburt des Johannes darstellt, und das „Magnificat“, das die Erwählung Mariens preist; benannt sind sie nach den jeweiligen lateinischen Satzanfängen), die in der Kirche bis heute im täglichen Stundengebet ihren bleibenden und zentralen Platz gefunden haben.
Auch für die Datierung des Johannes-Geburtstages gibt der Text wichtige Anhaltspunkte. Elisabeth, die Cousine der Jungfrau Maria, soll im sechsten Monat mit Johannes schwanger gewesen sein, als der Engel Gabriel ihr die Geburt Jesu verheißt. Dieses Ereignis soll der kirchlichen Überlieferung nach neun Monate vor dem Geburtstermin Jesu (25. Dezember) am 25. März stattgefunden haben. Drei Monate später, am 24. Juni, wird Johannes dann geboren.
Vom Jordan ins Gefängnis
Über das Leben des Johannes der Täufer zwischen seiner Geburt und seinem 30. Lebensjahr ist wenig geschrieben. Mit Anfang 30 macht er sich auf, um am Ufer des Jordan und in der Wüste Umkehr und Buße zu predigen sowie das nahe Kommen des Gottesreiches anzukündigen. Der Name Johannes bedeutet „Gott ist gnädig“. Viele Juden hörten auf seine Worte und ließen sich von ihm taufen. Eines Tages befand sich auch Jesus unter den Taufbewerbern und Johannes erkannte in ihm den Messias, den Gesandten Gottes.
Zu Beginn des öffentlichen Wirkens Jesu schickte Johannes seine Jünger zu Jesus mit dem Hinweis: „Seht, das Lamm Gottes“ (Johannes 1,36). Durch König Herodes Antipas, der den lästigen Mahner leid ist, weil er offen dessen zweite Heirat angeprangert hatte, wird Johannes ins Gefängnis geworfen. Nach dem Markus- und Matthäusevangelium verlangt die Tochter von Herodes Frau den Kopf des Täufers als Belohnung für einen Tanz. In außerbiblischen Texten wird diese junge Frau Salome genannt. So wird Johannes für sein kompromissloses Eintreten im Dienste Gottes schließlich enthauptet. Sein Todesgedächtnis begeht die Kirche am 29. August.
Die Lichtsymbolik spielt am Johannistag auch aus dem biblischen Bericht heraus eine wichtige Rolle. Über den Vorläufer und Wegbereiter Jesu heißt es bei Lukas: „Durch die barmherzige Liebe unseres Gottes wird uns besuchen das aufstrahlende Licht aus der Höhe, um allen zu leuchten, die in Finsternis sitzen und im Schatten des Todes“ (Lukas 1,78f). Und später soll Johannes selber gesagt haben: „Er (Jesus Christus) muss wachsen, ich aber muss abnehmen“ (Johannes 3,30). Dem entsprechen die Sonnenstunden beider Gedenktage: Wenige Tage vor dem 24. Juni gibt es die kürzeste Nacht und den längsten Tag im Jahreslauf; aber ab diesem Termin werden die Tage immer kürzer und die Nächte immer länger. Und am 25. Dezember ist es genau umgekehrt.
Besonders in Nordeuropa, wo das Wechselspiel der Sonne, ihr Kommen und Gehen eine noch größere Rolle als bei uns spielt, ist der Johannistag bis heute mit besonderer Feierlichkeit und Brauchtum verbunden. Da gibt es beispielsweise das Johannisfeuer, ein altes Symbol für die Sonnenwende, oder das Kränzebinden am Johannistag. Der Johannistag ist in Lettland ein Nationalfeiertag, in Schweden und Finnland feiert man ein paar Tage vorher das Mittsommerfest, verbindet aber das Brauchtum mit dem Fest des Täufers.
Bauernregel und Partnerwahl
Das Hochfest Johannes des Täufers ist – ausgenommen der Festtag Mariä Geburt – der einzige Geburtstag eines Heiligen, den die Kirche begeht. Er hat eine eigene Vigilmesse, was sonst nur noch die Heiligenfeste Mariä Aufnahme in den Himmel (15. August) und Peter und Paul (29. Juni) haben. Das bedeutet, es gibt in der Vorabendmesse (Vigil) und am eigentlichen Gedenktag zwei unterschiedliche Messtexte (Lesungen, Gebete, Präfation). Die Gläubigen dürfen in beiden Messen, die sie mitfeiern, die heilige Kommunion empfangen.
Johannes der Täufer ist Patron der Lämmer, Schafe und Haustiere. Außerdem ist er der Schutzpatron der Insel Malta sowie des Karmeliter- und des Johanniterordens. Dargestellt wird er zumeist in einem Mantel aus Kamelhaar mit Kreuzstab, Lamm und Taufschale. Am Johannistag wird zum letzten Mal Spargel gestochen, und die Heuernte beginnt. Die Bauern säen den Buchweizen. Johannes der Täufer wurde von jungen Mädchen als Helfer bei der Partnerwahl angerufen. So ist folgender Vers aus Viersen überliefert: „Helije Tsint John, hälp mech an ene joe Moon: nett te jonk on nett te aat on och kene Fusbaat“ – Heiliger Johannes, hilf mir, dass ich einen guten Mann bekomme: nicht zu jung und nicht zu alt und auch keinen mit einem roten Bart.