Den Glauben auf die Straße getragen beim Fronleichnamsfest 2019 in Atting

Den Glauben auf die Straße getragen beim Fronleichnamsfest 2019 in Atting

Viele aus unserer Pfarrgemeinde kamen am Fronleichnamstag um 8.30 Uhr in unsere Pfarrkirche. Sie alle legten ein lebendiges Zeichen ihres Glaubens ab. Beim Gottesdienst betonte Pfarrer Peter Häusler, dass heute nicht vorrangig das Feiern im Gotteshaus im Blickpunkt steht, sondern das Hinausgehen auf die Straßen zum Zeichen „Gott geht mit uns im Alltag“. Musikalisch gestaltete der Kirchenchor Atting-Perkam unter der Leitung von Heinrich Reif und die Bläserfreunde Rain den Gottesdienst und auch anschließend die Prozession.

Nach dem Gottesdienst formierte sich ein langer Prozessionszug. Kein Fest gilt als so typisch katholisch wie Fronleichnam. Und bei keinem anderem Fest wird offensichtlich so viel Zeit und Energie in Rituale und Bräuche investiert. Traditionell trug Pfarrer Peter Häusler „unter dem Himmel“ das Allerheiligste in der Monstranz hinaus auf die Straße durch die Ortschaft. An den vier Altären wurden themenorientierte Gebete und Texte gesprochen, mit einführenden Worten auf das Leben in der Welt geschaut, es wurden Lieder gesungen, das Evangelium verkündet, Fürbitten gebetet und der eucharistische Segen für das Dorf und seine Bewohner erteilt. Den „Himmel“ – so nennt man `bei uns in Bayern` den wertvollen Brokatstoff, der an vier kunstvoll verzierten Stangen befestigt, bei der Prozession wie ein Baldachin getragen wird. Begleitet von zwei Laternenträgern. Diese Aufgabe des „Himmel- und Laternentragens“ übernehmen traditionsgemäß jeweils zwei Feuerwehrmänner aus den Feuerwehren Atting, Rinkam und Wiesendorf-Bergstorf. Der gesamten Prozession voran ist das Kreuz Jesus Christi – als Zeichen der Nachfolge – von Ministranten getragen worden. Die Prozession mit den Vereinen der Pfarrgemeinde, mit dem Kirchenchor Maria Himmelfahrt Atting-Perkam, den Bläserfreunden Rain, den Erstkommunionkindern, dem liturgischen Dienst und den Lektorinnen, dem Pfarrgemeinderat und der Kirchenverwaltung, Bürgermeister und Gemeinderat sowie den Kindern, Frauen und Männern führte in das Untere Dorf.

Auf dem Weg zur 1. Station war das Thema „Der auferstandene Herr in unserer Mitte“ – Wer ist die Mitte unseres Lebens? Ein schöner Altar war von Familie Schreyer vorbereitet worden und einführendes Wort durch die Lektorin, Ruf vor dem Evangelium, das Evangelium „Friede sei mit euch! Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch! (Johannes 20, 19-21, Lobpreis und Bitte, Lied und Sakramentaler Segen folgten.

Auf dem Weg zur 2. Station war das Thema „Christus, das Licht der Völker“ – Wer erfüllt unsere Sehnsucht? Ein wunderbarer Altar mit einem farbenprächtigen Blumenteppich war von Familie Lehner vorbereitet worden und einführendes Wort durch die Lektorin, Ruf vor dem Evangelium, das Evangelium „Aus der Wolke rief eine Stimme: Das ist mein gelibeter Sohn! (Markus 9, 2-4.7-8), Lobpreis und Bitte, Lied und Sakramentaler Segen folgten.

Auf dem Weg zur 3. Station war das Thema „Christus, Erlöser der Menschen“ – Wer bringt der Welt das Heil? Mit viel Liebe zum Detail war durch die Familien Stadler und Schmeiler der Altar am Missionskreuz vorbereitet worden und einführendes Wort durch die Lektorin, Ruf vor dem Evangelium, das Evangelium „Herr, ich bin es nicht wert, dass du mein Haus betrittst; sprich nur ein Wort, dann wird mein Diener gesund (Matthäus 8, 5-10), Lobpreis und Bitte, Lied und Sakramentaler Segen folgten.

Die Hauptstraße war wunderbar geschmückt: Der Altar am Dorfbrunnen mit Blick zur Kirche, Fichtenzweigerl mit gelb-weißen Krepppapier an den Zäunen, sowie Birken und weiß-blauen oder weiß-gelben Fahnen. Und auch am Pfarrhaus wehten die gelb-weißen Fähnchen an allen Fenstern.

Auf dem Weg zur 4. Station war das Thema „Die Gegenwart Christi vor der Welt bezeugen“ – Was sollen wir tun? Festlich geschmückt war von Mesnerin Barbara Häusler der vierte Altar am Kriegerdenkmal. Einführendes Wort durch die Lektorin, Ruf vor dem Evangelium, das Evangelium „Die Ernte ist groß, aber es gibt nur wenig Arbeiter“ (Lukas 10, 1-3.5-9), Lobpreis und Bitte, Lied und Sakramentaler Segen folgten.

Pfarrer Peter Häusler hatte am Ende der Prozession am letzten Altar ein DANKESCHÖN an alle gesprochen, die das Fronleichnamsfest unterstützt und begleitet haben. Es war bei grandiosem Wetter ein wunderschönes und verbindendes Erlebnis! Es ist unmöglich, ALLE Dienste vollständig aufzuzählen, aber ich möchte zum Nachdenken anregen und zumindest auf einige Handgriffe hinweisen: es werden Birken im Wald geholt, die Straßen gekehrt, die Fahnen gehisst, die Häuser und Zäune geschmückt. Sänger und Sängerinnen sowie Instrumentalisten proben bereits im Vorfeld und sind dann am Festtag mit dabei. Es macht sich aber schon lange vorher auch jemand Gedanken was an so einem Festtag gesungen und gespielt werden soll. Viele Handgriffe rund um die Kirche sind von Mesner/Mesnerin, von Gärtner/ Gärtnerin und von der Putzfrau notwendig. Für den Blumenschmuck in der Kirche will gesorgt sein und das ist „nicht nur“ schnell mal hingestellt, sondern braucht Gedanken, nach dem was und wie und woher. Ebenso geht es auch den Familien beim Vorbereiten der Altäre: Tisch, Altardecken, Kreuz, Blumenschmuck, Kerzen, Teppich, Gebetsschemel usw. Die schönen Blumenteppiche machen sich auch nicht von alleine: nach der Motivwahl steht die Überlegung nach den passenden Blumen an. Wie dankbar ist man da, wenn man nach vorsichtiger Anfrage ein „Ja“ von einem Gartenbesitzer/Gartenbesitzerin bekommt für Blüten und Rasen. Kleine und große Hände sind nötig und willkommen zum Mähen, Pflücken, Schneiden und Legen. Dankbar dürfen wir auch sein für die Dienste des Vorbeters und des Lautsprecherträgers bei der Prozession, für die Dienste der Lektorinnen und unserer Ministranten/Ministrantinnen, egal ob beim Gottesdienst, unterwegs mit dem Kreuz voranmarschieren, die Kerzen an den Altären entzünden oder aufmerksam auf ihren Einsatz warten um beim richtigen Stichwort mit den Glöckchen zu läuten. Was wäre Fronleichnam ohne die Beteiligung unserer Vereine: auch da gibt es in jedem Verein Menschen, die zusätzlich zu ihrem eigenen Mitgehen andere zum Mitgehen einladen und informieren, die die Fahne holen, herrichten und tragen. Danke allen Frauen und Männern, die mitgehen, besonders den Müttern und Vätern, die ihre Kinder mitnehmen, ihnen Blumen oder Blumenkörbchen zum Streuen vorbereiten und so das Brauchtumsfest mit großer Tradition „mit-weiter-geben“. Es werden leider immer weniger!!! Nicht zuletzt ein Dankeschön an unseren Herrn Pfarrer Peter Häusler, der neben der gesamten liturgischen Gestaltung, der Gestaltung der Texte bei den Altären auch die körperliche Anstrengung des Monstranztragens zu leisten hatte.

Stichwort Fronleichnam

Das Fest Fronleichnam ist im 13. Jahrhundert entstanden und wird noch heute gepflegt. Genau wie Christi Himmelfahrt wird es immer an einem Donnerstag gefeiert, nämlich zehn Tage nach Pfingsten. Fronleichnam ist das „Hochfest des Leibes und Blutes Christi“. Es steht in engem Zusammenhang mit der Einsetzung der Eucharistie am Gründonnerstag durch Jesus. Darin nimmt Jesus seinen Kreuzestod und seine Auferstehung vorweg, die für die Menschen geschehen. An Fronleichnam geht es insbesondere darum, dass Jesus in Brot und Wein gegenwärtig ist. Aus diesem Grund ehren die Katholiken Gottes Gegenwart im Heiligen Brot auf besondere Weise. Wie es Tradition ist finden nach der Heiligen Messe große Fronleichnamsprozessionen statt, zu denen die Pfarrgemeinden einladen. Der Leib Christi in Gestalt der Hostie wird vom Priester in der Monstranz, einem kostbaren Zeigegefäß für den Leib des Herrn, durch die Straßen getragen. Damit machen die Katholiken auch das Bekenntnis ihres eigenen Glaubens öffentlich. Von der großen Hostie erwarten die Menschen Segen für Mensch und Flur.

Was hast du dir auf die Fahnen geschrieben?“, so lautet manchmal eine blumig formulierte Frage an jemanden, dessen Interesse und Absichten man kennen lernen möchte. Fahnenschmuck wird in der katholischen Kirche häufig verwendet: die Fahnen der unterschiedlichen Vereine und Verbände, der Kirchenschmuck an Festtagen, die Beflaggung der Straßen am Fronleichnamstag. Sich der ‚Sache Jesu’ anzunehmen, das hat die Kirche sich ‚auf die Fahnen geschrieben’: einzutreten für eine Welt, in der Liebe, Gerechtigkeit und Achtung der Menschenwürde im Vordergrund stehen. Dafür gehen die Gläubigen am Fronleichnamstag auf die Straßen. Um in alle Himmelsrichtungen hinein wachzurufen: Gott ist da in dieser Welt!