Volkstrauertag in Rain: Weil die Toten schweigen beginnt alles von vorn

Volkstrauertag in Rain: Weil die Toten schweigen beginnt alles von vorn

Anlässlich des Volkstrauertages haben sich am Samstagabend Pfarrer Peter Häusler, die Vertreter der Gemeinde Rain mit Bürgermeisterin Anita Bogner an der Spitze, die Vereinsabordnungen mit ihren Fahnen, Vertreter der Patenkompanie aus Mitterharthausen und zahlreiche Gemeindemitglieder in der Kirche Rain versammelt. Hier erinnerte Pfarrer Peter Häusler in seiner Predigt, dass im Evangelium vom Weltuntergang gesprochen wird. Was hier geschehe, sei das Gegenteil von dem, was im Schöpfungsbericht zu hören sei. Der Prediger stellte die Frage ob denn der Mensch Katastrophen brauche, um sich zu ändern? Er erinnerte an die beiden Weltkriege, die zur Katastrophe für Sieger und Besiegte führte. „Nie wieder Krieg“ sei der Vorsatz hinterher gewesen und dennoch gebe es weltweit immer wieder Kriege und der wahre Frieden auf der Welt sei fern. „Weil die Toten schweigen, beginnt alles immer wieder von vorn“ zitierte er den französischen Philosophen Gabriel Marcel, der beide Weltkriege erlebt hat, und der darin die Sorge zum Ausdruck bringt, dass die Stille ins Vergessen führt. Deshalb gehe der Aufruf an uns: Wenn die Toten schweigen, dann müssen die Lebenden die Stimme erheben, damit nicht alles wieder von vorn beginnt! Den musikalischen Bestandteil der Liturgiefeier gestalteten die Bläserfreunde Rain.

Nach dem Gottesdienst versammelten sich Pfarrer Peter Häusler mit den Ministranten, Bürgermeisterin Anita Bogner und Vertreter der Gemeinde, Vereine und Patenkompanie am Kriegerdenkmal zum Gebet. Eine Abstellung bildeten zwei Soldaten der Patenkompanie mit ihren Fackeln. Als Vorsitzender der KRuSK Rain sprach Paul Hornauer im Gedenken an die Vermissten und Gefallenen. Er plädierte dafür, im vereinten und zusammenwachsenden Europa den Frieden nicht zu vergessen. Eindringlich mahnte er: „Der Friede ist unser höchstes Gut. Es darf bei uns keinen Krieg mehr geben“.

Bürgermeisterin Anita Bogner sagte, dass der Volkstrauertag mit dem Gedenken an die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft ein wichtiger und richtiger Gedenktag ist. „Mir geht es darum, dass Gedenktage keine inhaltsleeren Pflichtveranstaltungen werden. Denn die traurigen Ereignisse, an die wir heute erinnern – sie scheinen leider nicht immer und überall als die Warnung durchzudringen, als die sie gelten sollten“ betonte die Bürgermeisterin. Sie zitierte Heinrich Heine, der einmal gesagt hat: „Unter jedem Grabstein liegt eine Weltgeschichte“. Das solle immer wieder vergegenwärtigt werden, wenn man die Nachrichten und Bilder von den aktuellen Kriegen auf der Erde sehe. Mit Sorge blickte Bürgermeisterin Bogner auf bestimmte Parteien und Gruppen, die mit ihren überaus vereinfachten, niemals als tatsächliche Lösung taugenden Ideen und Gedanken die Agenda in den Wahlkämpfen besetzen. „Menschen lassen sich aktuell wieder von diesen vermeintlich einfachen Antworten überzeigen. Nun regieren in Brasilien, in den USA und manchen europäischen Staaten Populisten. Auch bei uns gibt es Kräfte, die mit den berechtigen Ängsten der Menschen spielen“ gab sie zu bedenken und forderte ihre Zuhörer auf, sich an die Zeiten zu erinnern, an die man nicht zurückfallen möchte und daraus die Kraft und Kreativität zu ziehen, die Gesellschaft demokratisch voranzubringen. „Nur wer die Lehren aus der Geschichte zieht, wird der Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft aufrichtig und nachhaltig gedenken“ betonte die Bürgermeisterin. Abschließend gab Anita Bogner den Wunsch mit, den sie erst kürzlich den Soldaten und Soldatinnen beim Gelöbnis gab: „Bilden Sie sich zu den aktuellen Themen stets eine gut informierte Meinung. Zögern Sie nicht, Ihre Meinungen und Annahmen kritischen Diskussionen zu stellen. Ziehen Sie Ihre Annahmen in Zweifel, wenn gute Gegenargumente vorliegen. Nehmen Sie aber auch diese Argumente nicht einfach so hin. Ziehen Sie Ihre Meinung nicht gleich zurück, falls sie nicht sofort zur  Mehrheitsmeinung wird. Wenn Sie von etwas überzeugt sind, dann sollen Sie diese Überzeugungen verteidigen. Erhalten Sie sich aber immer die Größe und den Mut, Einstellung und Annahmen zu ändern.“ So könne es gelingen, gemeinsam ein positives Zielbild für die bunte Gesellschaft zu gestalten. Dabei werde auf ganz natürliche Weise jenen entgegengewirkt, die in einem Zurück vom Gestern die Zukunft sehen. Gleichzeitig werde dann auch den Opfern von Krieg und Gewaltherrschaft ein ehrendes und ehrliches Andenken bewahrt. Es folgte die Kranzniederlegung und die Kanonenschüsse. Das Lied vom Guten Kameraden, die Bayernhymne und die Deutschlandhymne folgten durch die Bläserfreunde Rain.