Am Sonntag hatte der Gottesdienst in der Pfarrkirche Atting zwei Themen: Darstellung des Herrn und den Blasiussegen. In seiner Statio erinnerte Pfarrer Peter Häusler an das Fest „Darstellung des Herrn“ und meinte, dass man sich im ersten Augenblick darunter nur schwer etwas vorstellen kann. Soll es eine Theateraufführung oder auch ein Bild sein? „Das Bild, das uns heute vor Augen geführt wird, hat einen Hauptdarsteller, den wir alle kennen: den kleinen Jesus. Er wird im jüdischen Tempel von seinen Eltern „vorgestellt“. Jesus ist zum ersten Mal im Tempel und nimmt als kleines Kind gleichsam Besitz von ihm, dem Heiligtum der lebendigen Gegenwart Gottes. In Jesus selbst ist Gott nun gegenwärtig. Jesus wird zum neuen Tempel für uns Christen, zum Heiligtum, zum Heiligen schlechthin. An ihm orientieren wir unser Leben, er ist das Licht für unsere Herzen, er kann unsere Finsternis erhellen und uns so den Weg zu Gott zeigen. Das wollen wir jetzt zum Ausdruck bringen, wenn jetzt die Kerzen gesegnet werden. Wir erinnern wir uns an Jesus, das Licht der Welt. Er möchte auch in unser Leben kommen. Er hält unser Leben in seinen Händen. Ihm wollen wir dienen, ihm wollen wir singen, ihm wollen wir Raum geben in unserem Leben“.
Gott, du Quell und Ursprung allen Lichtes,
du hast am heutigen Tag
dem greisen Simeon Christus geoffenbart
als das Licht zur Erleuchtung der Heiden.
Segne + diese Kerzen, die das ganze Jahr über
in unserer Kirche zu deiner Ehre brennen
und zu deinem Lob entzündet werden.
Führe uns auf den Weg des Glaubens und der Liebe
zu jenem Licht, das nie erlöschen wird.
Darum bitten wir durch Christus, unserem Herrn.
Lesung und Evangelium führten zur Predigt hin. Und in ihr vertiefte Pfarrer Peter Häusler den Evangelientext und resümierte am Schluss, dass Menschen es brauchen, dass ihnen Gutes gesagt wird. Und das Beste, das wir einander sagen und zusprechen können, ist Gottes guter Segen. Und der heißt: „Geh deinen Weg, behütet und getröstet; denn Gott geht mit dir!“
Liebe Pfarrgemeinde! Wenn die Evangelisten von Jesus erzählen, geht es meistens um Begegnungen. Leute kommen zu Jesus, weil sie irgendetwas von ihm wollen oder von ihm erhoffen. Manche spricht er selbst auf der Straße an, von anderen lässt er sich zum Essen einladen oder lädt sich selbst bei ihnen ein und seine engsten Gefährten holt er sogar von ihren Fischernetzen weg, und von da an bleiben sie in seiner Nähe. Wer Jesus einmal begegnet, der ist danach verändert, der kann nicht mehr hinter diese Begegnung zurückgehen. Der Evangelientext des heutigen Festtags erzählt von einer solchen Begegnung, nach der nichts mehr so war wie vorher, jedenfalls für die, die sie erlebten. Dabei ist es eine ganz merkwürdige Begegnung, geradezu anrührend in ihrer Bildhaftigkeit. Jesus ist ein neugeborener Junge, gerade mal einige Wochen alt, als seine Eltern ihn in den Tempel bringen, um für die Geburt zu danken und das Kind Gott anzuvertrauen. Da treffen sie einen Mann; von seinem Alter her könnte er der Urgroßvater des Kleinen sein. Der alte Mann hat ein langes und wechselvolles Leben in Sehnsucht nach dem Messias verbracht und danach, dass alle irdische Wirklichkeit vollendet und geheilt wird. Der alte Mann sieht das Kind und nimmt es in seine Arme, und in diesem Augenblick kann er ganz versöhnt auf sein Leben zurückschauen und sagen: Jetzt ist alles gut; ich habe das Licht gesehen, auf das ich mein Leben lang gewartet habe; mehr muss ich nicht mehr erleben; mehr als das kann ich gar nicht erleben. Jetzt erfüllt sich meine tiefste Sehnsucht, jetzt rundet sich mein Leben. Und das Gebet, das er spricht, ist ein Loblied auf Gottes Treue und eine Weissagung über dieses Kind – und zugleich ist es sein Sterbegebet, das schönste, das man sich vorstellen kann. Zu dem alten Mann gesellt sich eine alte Frau. Auch sie teilt seine Sehnsucht; auch sie ist bekannt als Prophetin; auch sie sieht in der Begegnung mit dem neugeborenen Jesus mehr als irgendein Kind, das von seinen Eltern in den Tempel gebracht wird. Der alte Mann und die alte Frau – gemeinsam stehen sie für das wartende Volk Israel, gemeinsam stehen sie für alle Menschen, die der Sehnsucht ihres Herzens ein Leben lang folgen. Die Eltern des Kindes wissen noch nicht viel über die Zukunft, die sie und vor allem ihr Kind erwartet. Natürlich wollen sie, was alle Eltern dieser Welt wollen, das Glück ihres Kindes. Sie wünschen sich, dass es mit ihrer Liebe heranwächst und lebenstüchtig wird und seinen Ort findet in der Welt. Aber jetzt müssen sie dunkle Worte hören, Worte, die sie ein Leben lang nicht mehr vergessen werden. Schon jetzt spüren sie den Stich ins Herz, jenes Schwert in der Seele, das doch erst für die Zukunft verheißen wird. Schon jetzt spüren sie, dass dieses Kind ihnen entzogen wird, dass sie es mit all ihrer Liebe nicht schützen können gegen die Härte des Lebens. Wie können Maria und Josef mit dieser Aussicht leben? Wie ertragen sie das, was sie da gehört haben? Das düstere Wort vom Anstoß und vom Schwert ist nicht alles, was der weise Simeon ihnen zu sagen hat, es ist erst sein zweites Wort. Das erste aber ist ein Wort des Segens. Zuerst vertraut er Maria und Josef und das neugeborene Kind der liebenden Fürsorge Gottes an. Durch dieses Wort des Segens unterscheidet sich die Weissagung von einem Horoskop oder einem Orakelspruch, dem man sich hilflos ausgeliefert fühlt. Der Segen des greisen Simeon steht wie ein Regenbogen über all dem Schweren und Belastenden, das er voraussieht. Der Segen sagt: Was immer auch kommen mag, ihr seid von Gott gesehen und getragen. Was euch immer auch widerfahren mag, es ist kein namenloses, blindes, sinnloses Schicksal. Ihr könnt niemals herausfallen aus Gottes liebenden Händen. Als die Eltern von Jerusalem nach Hause gehen, sind sie nicht nur Wissende, sondern auch Gesegnete. Vielleicht hat dieses Wort des Segens sie getröstet; vielleicht haben sie sich später auch an diesen Segen erinnert, wenn sie an das dunkle Wort der Weissagung denken mussten. Vielleicht wurde Simeon in den Tempel geführt, um diese drei Menschen mit seinem Segen zu stärken für den schweren Weg, der vor ihnen lag. Wir wissen es nicht. Wir wissen aber, wie gut es tut, wenn Menschen einander segnen. Das lateinische Wort für segnen heißt „benedicere“ und das heißt wörtlich übersetzt: „Gutes sagen“. Menschen brauchen es, dass ihnen Gutes gesagt wird. Und das Beste, das wir einander sagen und zusagen können, ist Gottes guter Segen. Und der heißt: „Geh deinen Weg, behütet und getröstet; denn Gott geht mit dir!“ Amen.
Nach den Fürbitten und der Eucharistiefeier erinnerte Pfarrer Peter Häusler an den heiligen Blasius. Der heilige Blasius hat, wie die Legende berichtet, als Märtyrer im Gefängnis ein halskrankes Kind gesegnet und gerettet. So erinnert der Blasiussegen an die Fürbitte der Märtyrer, die unsere Füprsprecher auch für die leibliche Gesundheit sind.
Alle Gottesdienstbesucher konnten einzeln zu Pfarrer Peter Häusler vortreten und erhielten den Blasiussegen. Dabei hielt der Priester die gekreuzten brennenden Kerzen an den Hals und segnete mit den Worten: Auf die Fürsprache des heilien Blasius bewahre dich der Herr vor Halskrankheit und allem Bösen. Es segne dich Gott, der Vater und der Sohn + und der Heilige Geist. AMEN.